Kostenlose Getty Images? Alles hat seinen Preis

    Über 35 Millionen Bilder frei verfügbar zum kostenlosen Download. Mit diesem Angebot überraschte die weltgrößte Bildagentur Getty Images vor einigen Tagen die Öffentlichkeit. Goldene Zeiten für Blogger und Website-Betreiber? Kein umständliches Suchen mehr nach lizenzfreien Fotos, stattdessen bei Getty Images einfach aus dem Vollen schöpfen? Ganz so einfach ist es nicht. Der neue Service ist zum einen ausschließlich für den nicht-kommerziellen Gebrauch gedacht, zum anderen „gehören“ Ihnen die Bilder nicht. Das heißt, wenn Getty Images seine Bedingungen ändert, dann hat das auch für Sie Folgen. Löscht der Bilderdienst etwa ein Foto, das Sie benutzt haben, verschwindet es auch von Ihrer Seite.

    tipp

    Unser Tipp: Wer sich für den kostenlosen Bild-Service interessiert, sollte sich auf jeden Fall vorher mit den Nutzungsbedingungen vertraut machen. Wir sagen Ihnen, was geht und was nicht geht – und worauf Sie achten müssen.

    Kostenlose Bilder – aber für wen?

    Jede Website und jeder Blog lebt von regelmäßigem Content und von einer attraktiven, abwechslungsreichen Bildauswahl. Das Angebot von Getty Images klingt deshalb mehr als verlockend: 35 Millionen Bilder. Kostenlos! Trotzdem – oder gerade deshalb – ist Vorsicht geboten und zwar in mehrfacher Hinsicht.

    Das fängt beim Verwendungszweck an. Viele Websites oder Blogs sind nicht kommerziell, bewegen sich aber dennoch in einer Art Grauzone. Bestes Beispiel sind Business Blogs, die – obwohl nicht dezidiert kommerziell – trotzdem kommerzielle Zwecke verfolgen. Selbst, wenn es im Blog nicht um Produkte oder Serviceleistungen geht, ist sicher: Ohne das Unternehmen gäbe es auch den Blog nicht. Zumindest indirekt trägt der Blog dazu bei, Gewinn zu erwirtschaften.

    So weit, so gut. Aber wie sieht es aus mit eCommerce Blogs? Oder mit – nichtkommerziellen – Websites, die Google Anzeigen schalten und dadurch kleine Gewinnmargen erzielen? Unterstützt ein Fußball-Blog, der sich mit einem bestimmten Verein beschäftigt, die kommerziellen Interessen des Clubs?

    Darf ich oder darf ich nicht? Das ist in vielen Fällen also eine Frage der Interpretation. Die kostenlosen Bilder dürfen – so steht es in den Nutzungsbedingungen – nur im redaktionellen Zusammenhang verwendet werden. Aber was genau ist ein „berichtenswertes“ Ereignis, an dem ein öffentliches Interesse besteht? Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte im Zweifel besser auf kostenlose Getty Images verzichten. Mögliche juristische Streitereien um Lizenzen? Darauf können Sie sicher gerne verzichten.

    Kostenlos verlinkt, kostenloser Zugriff auf Ihre Website

    Das Einbetten der kostenlosen Getty Images funktioniert denkbar einfach. Kostenlos verwendbare Fotos sind mit einem so genannten Embed-Symbol gekennzeichnet. Für die ausgewählten Fotos erhalten Sie einen Einbed-Code (wie unten im Bild), mit dem Sie das Foto in Ihre Page oder Ihren Blog einbinden können. Eine Registrierung bei Getty Images ist nicht notwendig. Selbstverständlich, dass jedes Foto automatisch mit der Quelle gekennzeichnet ist.

    Getty Images

    Sie können das Format für „Ihr“ Foto festlegen und es da platzieren, wo Sie gerne möchten – das war es dann aber auch schon. Getty Images ist der Host Ihres Fotos, der Zugriff auf den iFrame verbleibt bei der Bildagentur. Und das heißt im Klartext: Mit dem Link haben Sie von Ihrer Page eine direkte Datenautobahn zu Getty Images gelegt. Zugriffszahlen, Nutzerfrequenz, Nutzerstruktur Ihrer Website? Dank Google Analytics wissen Sie, was sich auf Ihrer Seite tut, via iFrame weiß Getty Images es auch.

    Ohnehin behält sich die Agentur in den Nutzungsbedingungen ausdrücklich vor, gegebenenfalls finanziellen Nutzen aus dem kostenlosen Hosting-Service zu ziehen. iFrames können auch nachträglich verändert werden. Das Einklinken von Werbebotschaften ist da nur eine der denkbaren Möglichkeiten. Ob und wie lange ein Foto zur Verfügung steht, hängt ebenfalls von Getty Images ab. Was, wenn das von Ihnen gewählte Foto aus dem kostenlosen Angebot genommen wird? Zurück bleibt eine Lücke oder ein schwarzer Fleck.

    Fazit

    Ein auf den ersten Blick attraktives Angebot, das nicht für die kommerzielle Nutzung gedacht ist, aber auch in einem professionellen, redaktionellen Umfeld nur sehr eingeschränkt tauglich ist. Private User müssen selbst entscheiden, ob sie die bekannten Risiken in Kauf nehmen und die Fotos von Getty Images zwar nicht mit Geld, aber mit ihren Daten bezahlen. Generell sollte gelten: Vorteile und Risiken genau abwägen. Im Zweifelsfall: Better not!

    Bildnachweis:
    ©GettyImages.com